abbado
coro e orchestra del teatro alla scala / ricciarelli / domingo / obraztsova / nucci / ghiaurov / raimondi / valentini terrani (1982)
abbados aida irritiert anfänglich. nach wenigen minuten ist klar: hier wird ein zutiefst berührendes, intimes und kammermusikalisches drama geboten, fernab vom gängigen klischee. was abbado hier
erreicht, ist sinnlich, sakral, zutiefst beherzt und von innigster trauer. einem stück über die liebe - und deren verrat, ebenfalls aus liebe - kommt man nur mit liebe bei. abbado besitzt hierfür
das ideale gespür. hätte man einen etwas feineren, lyrischeren radames zur verfügung gehabt, als domingo ihn gewohnt solide liefert, die aufnahme wäre noch ein quäntchen berührender, als sie es
insgesamt schon ist.
harnoncourt
wiener philharmoniker / arnold schoenberg chor / gallardo-domâs / la scola / borodina / hampson / salminen / polgar / streit / röschmann (2001)
harnoncourt, der vieldenker unter den dirigenten, der etliche stücke entrümpelt und regelrecht gerockt hat, schenkt seiner aida viel zeit. womöglich mehr, als ihr gut tut. sein sängerensemble ist
uneitel, aber auch völlig unhomogen. in zeitlupe tauchen bis anhin ungehörte juwelen der partitur - gerade bei den bläsern - auf. harnoncourt zerteilt die aida in unerträglich langsame und
beziehungslose einzelnummern, die nicht einmal zum studium für gesangslernende taugen. der rest ist narkotisierender wohlklang. harnoncourts zwang zum herumdeuteln und sein vermögen, musikalische
traditionen in frage zu stellen, führen bei verdi – wo es um starke gefühle geht – nicht zum erfolg.
muti
new philharmonia orchestra / chorus of the royal opera house, covent garden / caballé / domingo / cossotto / ghiaurov / cappuccilli / roni / martinucci / casas (1974)
muti reitet mit der peitsche durch die partitur. das ist imposant, äusserlich potent und höchst präzise. die sänger sind solide und sportlich, wirken aber trotz sehr mikrofonnaher position
allesamt überflüssig. ein früher dressurakt von muti mit viel kraft, die letztendlich nirgendwo berührt und keinen einblick in das geschehen eröffnet. die aida als formel 1 – western.